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Chess Tutor, Stufe 1 / 2
Schachlernsoftware

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Einleitung:
Schach ist ein sehr komplexes Spiel. Komplexe Themenbereiche können nur mit einfühlsamen Geschick und Erfahrungswerten vermittelt werden. Gerade daher müssen Softwareprodukte, die sich mit dem Thema "Lernen" auseinandersetzen, ganz im Besonderen pädagogischen Grundsätzen gerecht werden. Eine wirkliche Leistung erbringen wir nur "froh und freiwillig". Umso schwieriger ist es beim Thema "Lernen" sowohl den "Motorisch" als auch den "Visuell" Veranlagten anzusprechen. Diese einleitenden Worte sollten Ihnen bei der Produktbeschreibung zum Chess Tutor Stufe 1 und Stufe 2 kritisch im Gedächtnis verbleiben. Sie sollten sich also selbst immer wieder die Frage stellen, ob diese Software für Ihr Kind und / oder für Sie in Betracht kommt.

Gehen wir chronologisch vor. Der Anbieter vom Chess Tutor ist der mehrfache Computerschachweltmeister Stefan Meyer-Kahlen. Stefan Meyer-Kahlen hat im Verlauf der letzten 12 Jahre sehr viele verschiedenartige Grundsteine gelegt und entwickelt alles andere als einseitig. Ob nun Shredder für Windows, Linux oder Mac Betriebssysteme, das Engine Protokoll UCI (Universal Chess Interface), Weiterentwicklungen zum Thema Endspieldatenbanken (Online Datenbank / Shredderbases) oder Schach auf dem Handy, PDA, Telefon ... für fast Jedermann ist ein interessantes Produkt dabei.

Wahrscheinlich deckt kein anderer Schachprogrammierer ein derart breites Feld zum Thema Schach ab.
Seit kurzer Zeit bietet Stefan auch mit dem Chess Tutor eine Lernsoftware an.

         und weitere werden folgen ...

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Internet (Quellenangaben):

1. Stefan Meyer-Kahlen: http://www.shredderchess.de
Im Chess Tutor wird die Stufenmethode durch viele neuartigen Lern- und Übungsspiele ergänzt, welche von Stefan Meyer-Kahlen programmiert worden sind, der als Autor des Schachprogramms Shredder bereits zwölf Titel als Computerschachweltmeister errungen hat.

2. Eiko Bleicher: http://www.k4it.de
Die Benutzeroberfläche ist von Eiko Bleicher, der durch die Programmierung des Endspielanalyseprogramms
Freezer und der Benutzeroberflächen von Shredder für Macintosh, Linux und Mobiletelefonen, sowie zahlreiche Onlineschachanwendungen, bereits umfangreiche Erfahrung mit Schachprogrammierung gesammelt hat.

3. Chess Tutor: http://www.chesstutor.eu/

4. Stappenmethode: http://www.stappenmethode.nl
Der Chess Tutor basiert auf der Stufenmethode von
Brunia/van Wijgerden. Die Stufen- oder 'Stappenmethode' ist eine überaus erfolgreiche Lehrmethode, um das Schachspielen systematisch zu erlernen und wird von vielen Schulen und Schachvereinen und -verbänden auf der ganzen Welt eingesetzt. Cor van Wijgerden ist Internationaler Meister und ehemaliger holländischer Nationaltrainer und besitzt als Lehrer auch den nötigen pädagogischen Hintergrund.

5. Jürgen Daniel: http://www.ischach.de
Der Vertrieb und Produktsupport wird von Jürgen Daniel verantwortet. Neben seiner Tätigkeit als deutschsprachiger Distributor der Stappenmethode ist er seit Jahren schachverlegerisch tätig und betreibt über seine Firma
iSchach einen Schachserver.

 

Kurzbeschreibung vom Anbieter,
Preis, Systemvoraussetzungen, Sprachen:

Chess Tutor Stufe 1 (Preis 19,95 EUR)
In der ersten Stufe lernen Sie effektiv und pädagogisch fundiert die elementaren Fertigkeiten, die jeder erfolgreiche Schachspieler benötigt.
Stufe 1 enthält 23 Lektionen, 1800 Aufgaben und 66 Spiele.

Chess Tutor Stufe 2 (Preis: 19,95 EUR)
In der zweiten Stufe lernen Sie effektiv und pädagogisch fundiert die Grundregeln der Taktik und des Positionsspiels. Die Betonung liegt auf Angriffstechniken, mit denen man geschickt Material erbeuten kann.
Stufe 2 enthält 21 Lektionen, 1960 Aufgaben und 84 Spiele.

Systemvoraussetzungen:
Der Chess Tutor läuft auf allen Rechner mit Windows XP, Windows Vista oder Windows 7 und ist für Erwachsene und Kinder ab 8 Jahren geeignet.
Sprachen: Deutsch, Englisch und Holländisch.

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Meine letzten Erfahrungen im Bereich Schach-Lernsoftware liegen mehr als 15 Jahre zurück. Seinerzeit beschäftigte ich mich selbst damit, Kindern in unserem Schachverein Schach beizubringen. So bediente ich mich ergänzend schon früher sehr gerne eines Lernprogramms der holländischen Firma TASC. Allerdings verloren die Kinder anfangs sehr schnell die Lust an der Software, weil die vielen Diagramme sie eher überbeanspruchten. Die Software war seinerzeit dennoch als Ergänzung geeignet und mit der Zeit hatten die Kinder auch Ihren Spaß und berichteten von Ihren Chess Tutor Erfolgen. Nach ca. 30-45 Minuten Schach habe ich dann in der zweiten Trainingshälfte mit den Kindern Fußball gespielt. Das bewährte sich, denn sie freuten sich sowohl auf Schach als auch auf Fußball und so stellt sich der Lernerfolg ein. Ob dieses Beispiel meiner angewendeten Methodik ( Schach / Fußball ) richtig oder falsch ist, lasse ich mal im Raum stehen.

Die TASC Webseite ist heute nicht mehr abrufbar. Nach ein paar kurzen Recherchen kam ich zu dem Ergebnis, dass es sich beim Chess Tutor um den Nachfolger des TASC Chess Tutor handelt. Das war mir neu, umso neugieriger wurde ich selbst auf das Produkt, denn ich hatte mich seinerzeit gerne mit dem TASC Chess Tutor (höhere Stufen) beschäftigt.

Da ich keinesfalls ein Interesse daran hege, mich nur auf die Aussagen der Anbieter zu verlassen, möchte ich zunächst ein Interview zum Thema Schulschach einfließen lassen. Ich vertrete die Auffassung, dass es sehr sinnvoll ist, sich mit der Materie näher auseinanderzusetzen, bevor im Einzelnen auf den Chess Tutor eingegangen wird.

 

Interview mit Kurt Lellinger, Trier

Kurt Lellinger ist Träger des deutschen Schachpreises (höchste deutsche Auszeichnung im Schachsport). Auch ist er Gründer der deutschen Schulschachstiftung (heute Ehrenvorsitzender). Kurt war als Schulschachreferent der DSJ langjährig tätig. Von seinen Aktivitäten rund um die Schulschachstiftung (Schulschachpatent) profitiert das gesamte Schach in Deutschland. Nicht zuletzt aufgrund seiner ganzen Bemühungen ist Kurt Lellinger auch am 27.07.2005 das Bundesverdienstkreuz verliehen wurden. Als pensionierter Schuldirektor hat Kurt Lellinger natürlich sehr viele Erfahrungswerte im Umgang mit Kindern. Kurt ist Vorsitzender der Schachgesellschaft Trier (Schachverein in Trier), dem Verein dem ich auch angehöre.

Was liegt näher, Kurt Lellinger, einleitend zum eigentlichen Bericht, ein paar Fragen zu stellen!

Frank Quisinsky
Nun bin ich auch Familienvater und stelle mir bei einer interaktiven Lernmethode zunächst die Frage, ob eine Software überhaupt in der Lage sein kann einem Kind oder auch lernwilligen Erwachsenen das Schachspiel beizubringen. Da ich hierzu kaum über notwendige Erfahrungswerte verfüge, möchte ich Dir gerne ein paar Fragen stellen. Wir informieren uns mittels Bücher, Videos oder Softwareangeboten zu Themenbereichen, die uns vielleicht interessieren könnten. In heutigen Zeiten wird hierzu der komplette Multimediabereich, gerade zum Thema "Lernen", erschöpfend ausgenutzt. Hat Lernsoftware entscheidende Vorteile gegenüber einem Buch oder einem Video?

Kurt Lellinger
Kinder lieben Schach. Vor allem, wenn sie es spielerisch erlernen. Das verlangt nach einem „Gegenüber“, der nur weniger gut durch Software, Video oder Buch zu ersetzten ist. Allerdings kommt eine Software, die Kinder zum Spielen anregt, und sie zu „Entdeckern“ macht, dem „learning by doing“ sehr nahe.

Frank Quisinsky
Wie lernen Kinder am Schnellsten ein komplexes Spiel?

Kurt Lellinger
2a.
Im seinem Werk „homo ludens“  sagt Huizinga, dass im Spiel der Mensch erst Mensch ist und er bezeichnet das spielerische Lernen als schönste Form des Lernens und Aneignens von Kulturtechniken. Das bedeutet zunächst einmal eine Absage an Tafelschach, an Dozieren und Auswendiglernen von Zügen und Eröffnungen und an eine Überfrachtung von Diagrammen im Anfängerbereich. Der Vater der „Laborschule“, Hartmut von Hentig sagt hier klar und deutlich „Leistung kann nicht befohlen oder herbei kommandiert werden, "Leistung ist immer ein Akt der Einsicht und der Überzeugung, frei und freudig erbracht".

2b.
Wovon hängt nun Lernleistung und Spielfreude ab? Wir wissen, dass beim Einzelnen oder besonders in einer Klasse oder Lerngruppe, wir es nie mit einer homogenen Gruppe  bzw. nur einer Denkstruktur zu tun haben.  Individualität, Bildungsstand, Veranlagung und Ausprägung charakterisieren das Arbeitsfeld. Darum müssen die Lerninhalte über visuelle, akustische, motorische und emotionale Elemente vermittelt werden. Ebenso muss dem Forscherdrang der jungen Spieler breiter Raum gewährt werden. Durch die Methode der „kleinen Spiele“ (Bastian / Lellinger) wird nicht nur die Potenz und Wertigkeit jeder Figur erfahren, sondern auch deren Schwächen und Verletzbarkeiten.

Kurzantwort zu 2a:  Indem man sie zu Forschern macht!

Frank Quisinsky
Wie stellst Du fest ob ein Kind eine besondere Neigung für das Schachspiel hat? Du hast schon viele bekannte Schachspieler unterrichtet (z. B. die derzeitige deutsche Nummer 2 GM Georg Meier). Wie wird dann versucht diese Neigung entsprechend zu fördern?

Kurt Lellinger:
Am Lernzuwachs, an der Spielfreude, am Umgang mit Niederlagen, und vor allem, an der Steigerung des Wahrnehmungsvermögens auf dem Schachbrett. Erst nach Abschluss des „Grundkurses“ tritt verstärkt der Wunsch nach mehr Übungs- und Spielmöglichkeiten in Schule oder Verein zu Tage. Es ist dann der Erfolg des kreativen Denkens, der nach Erweiterung sucht und hier finden dann Software, Schachliteratur oder Videos ihre Bedeutung.

Schach an einer Schule in Trier-Olewig.
Nicht zuletzt aufgrund der vielen Aktivitäten von Kurt Lellinger wird an sehr vielen Schulen in Trier Schach gespielt.

 

Frank Quisinsky
Was hältst Du von der Idee einem Schachlernprogramm eine Liste mit Schachvereinen beizulegen? Bietet der deutsche Schachbund solche Listen an?

Kurt Lellinger:
Eine generelle Liste wäre sicherlich nicht erforderlich, wohl aber eine Verlinkung über die verschiedenen Landesverbände mit allen Vereinen.

Frank Quisinsky
Kannst Du aufgrund Deiner vielen Erfahrungswerte abschätzen, wie lange die maximale Aufmerksamkeit eines Kindes auf ein komplexes Thema wie Schach gerichtet sein kann? Vielleicht in Form einer zeitlichen Angabe zur maximalen Dauer der Aufmerksamkeit einer Lernphase?

Kurt Lellinger:
Generell: Solange es Spaß macht. Im Anfängerstadium steigert sich die Lernfreude von 10 Minuten bis ca. 20 Minuten, aber auch die sich anschließende Erprobungsspielphase macht Spaß.  Eine Studienrätin aus Bayern berichtete bei einem Schulschach-Patentlehrgang: Sie habe als Klassenlehrerin einer 5. Klasse jeden Tag 10 Minuten Schach „betrieben“ und habe am Jahresende merklich bessere Leistungen ihrer Schüler in Deutsch  (Lesen und Rechtschreiben) und in Mathematik feststellen können.

Frank Quisinsky
Was sollten Eltern unternehmen, die eine Begabung Ihres Kindes feststellen, z. B. für den Schachsport? Wäre es sinnvoll ein Kind direkt zu einem Schachverein zu schicken oder sollte die Begabung vielleicht zunächst mal anhand von anderen Möglichkeiten näher beleuchtet werden? Was schlägst Du vor?

Kurt Lellinger:
Sofern in der Schule eine Schachgruppe besteht oder die Möglichkeit der Teilnahme in einer Schachklasse, sollte das Kind dort beginnen. Sollte ein reger Schachverein mit Jugendgruppe erreichbar sein, sollte ein Schnupperkurs belegt werden. Nähere Auskünfte könnten Eltern auch einholen bei den Schulschachreferenten, die es für jedes Bundesland gibt.

Es bereitet mir immer wieder Freude, mich mit Dir zu unterhalten.
Vielen DANK für die vielen Hinweise, auch im Namen unserer Leser !

 

Persönlich bleibe ich in meiner Grundhaltung einer Schach"lern"software gegenüber kritisch und fasse zusammen:

1. Eine Software, die Kinder zum Spielen anregt, und sie zu „Entdeckern“ macht, kommt dem „learning by doing“ sehr nahe.
2. Keine Überfrachtung von Diagrammen im Anfängerbereich.
3. Leistung ist immer ein Akt der Einsicht und der Überzeugung, frei und freudig erbracht.
4. Lerninhalte müssen über visuelle, akustische, motorische und emotionale Elemente vermittelt werden.
5.
Im Anfängerstadium steigert sich die Lernfreude von 10 Minuten bis auf ca. 20 Minuten.

Allerdings:
Der Chess Tutor soll alle Personenkreise ansprechen und wir sollten bei der näheren Betrachtungsweise zwischen Kindern und Erwachsenen unterscheiden.

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Vorstellung Chess Tutor

Installation:
Der Chess Tutor wird sehr einfach in wenigen Schritten installiert. Im Anschluss muss dem Programm die erworbene Seriennummer mitgeteilt werden. Eine Software mittels einer Seriennummer frei zu schalten, hat sich im Laufe der Jahre bewährt. Überhaupt ist es lästig, eine CD oder DVD beim Start einer Software, zwecks Überprüfung eines evtl. vorhandenen Kopierschutzsystems, einzulegen. Gerade dieser Punkt schreckt heute viele ehrliche Käufer ab. Die Produkte von Stefan Meyer-Kahlen gleichen sich komplett an und stehen alle als Download zur Verfügung. Nach der Bestellung erhalten Sie eine Bestätigungs-Mail mit der notwendigen Seriennummer. Schlicht und einfach!

Download / Dateigröße: Chess Tutor Stufe 1 = 33,9Mb, Chess Tutor Stufe 2 = 31,8Mb

Hinweis
Sie sollten erworbene Software stets 2x sichern, um langfristig einen Datenverlust zu vermeiden. Es bieten sich hierfür USB-Sticks, externe Festplatten oder andere Speichermedien an.

Support
Ich kenne Stefan nun schon sehr lange. Im Verlauf der letzten Jahre habe ich so einige Interviews mit Ihm gemacht oder auch mal ein Online Event "Deep Shredder vs. Die Welt" organisiert. Für Stefan wird der Support seiner Produkte GROSS geschrieben. Bei einem Datenverlust steht er seinen Kunden stets hilfreich zur Seite. Der Support ist dem sehr sympathischen Programmierer aus Düsseldorf also immens wichtig.

Demo
Stefan bietet auf seinen Webseiten auch eine Demo-Version an. Sie können das Programm unverbindlich testen.

Bevor ich ein Programm erstmalig starte, schaue ich immer mittels Total Commander (beliebter Dateimanager) auf die installierten Daten. Dabei fällt zunächst auf, dass keine Sounddateien installiert wurden. Auch auf der Webseite finde ich keine weiteren Downloads zum Produkt selbst.

Im Chess Tutor Verzeichnis finden sich eine PDF Datei (Handbuch). Allerdings kann das Handbuch nicht direkt über "Start / Alle Programme / ChessTutor" aufgerufen werden. Das ist sehr schade und sollte geändert werden. Es ist strittig ob das heute notwendig ist. Programmierer, die kein gedrucktes Handbuch anbieten, sollten den Link zu einem "PDF-Handbuch" im Startmenü aufnehmen.

Plus: Vorbildlicher Support
Plus: Demo steht zur Verfügung
Plus: Einfache Installation
Plus: Handbuch im PDF Format
Minus: Keine akustische Unterstützung


Teil-Bewertung:
(4 von 5)    

Aufgrund fehlender Soundunterstützung zu einer Lernsoftware muss ich leider bei der ersten Bewertung eine Herabstufung vornehmen. Persönlich halte ich eine Soundunterstützung bei Erwachsenen für nicht notwendig aber ich schließe mich den Ausführungen von Kurt Lellinger vorbehaltlos an (siehe Punkt 4 der Zusammenfassung vom Interview).

Fehlende akustische Unterstützung
Sofern ich eine Kritik äußere, möchte ich den Verantwortlichen des Softwareproduktes auch eine Empfehlung geben.

Wie aus der Zusammenfassung zum Interview mit Kurt Lellinger ersichtlich wurde, lernen gerade Kinder durch "akustische" Signale (Punkt 4 der Zusammenfassung). Die Frage ist nun, welche akustischen Signale sich anbieten. Verschiedene gesprochene, aufmunternde Kommentare wie "Prima, Du hast den Test bestanden" ermuntern Kinder beim Lernen. Es ist heute gerade im Lernsoftware Bereich ein Standard, Wissen mittels geballter Multimedia-Unterstützungen zu vermitteln. Eine andere Möglichkeit wäre es, den aktuellen Punktestand dem Kind auch akustisch mitzuteilen. Es könnte darauf hingewiesen werden, ob weitere Übungen, nach einer gewissen Zeit, nicht besser an einem anderen Tag erfolgen sollten. Es gibt hier ganz sicher einige vielfältige Möglichkeiten das Programm zu erweitern. Eine Möglichkeit zur Umsetzung wäre eine Altersabfrage beim Start des Programms. So könnten dann, je nach Alter entsprechend, passende Kommentare erfolgen.

Hinweis:
GM Jörg Hickl (Herausgeber der SCHACHWELT) bat mich zu besprochenen Produkten Bewertungen abzugeben. Ich kann mir nicht vorstellen, jemals eine "5 von 5 Bewertung" abzugeben. Das liegt daran, dass ich viele Jahre selbst an der Entwicklung einer Software maßgeblich beteiligt war. Meines Erachtens gibt es kein perfektes Softwareprodukt, denn jede Software ist eine unendliche Geschichte.

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Die ersten Schritte

Beim Start vom Chess Tutor begrüßt uns ein vielversprechendes Fenster mit der Möglichkeit, seinen Namen einzutragen oder als anonymer Gast das Programm zu starten. An dieser Stelle fällt bereits auf, dass ein durchdachtes System auf mich zukommen wird. Mehrere Personen können sich anmelden, KLASSE! Bei der Abmeldung wird der jeweilige Trainingsstand namentlich gespeichert. Allerdings kann ich an dieser Stelle dem Programm nicht entnehmen, wie viele Personen sich maximal anmelden könnten. Auch im Handbuch finde ich hierüber keine weiteren Informationen.

 

 

Nachdem ich meinen Namen eingetippt habe, gelange ich zu einem Auswahlmenü in dem verschiedene Themenbereiche übersichtlich dargestellt werden.

 

 

 

Das Programm scheint logisch und intuitiv aufgebaut zu sein.
Es wurden Schwerpunkte gebildet und zu Themenbereichen zusammengefügt
(Basis-Lektionen, Plus-Lektionen, Anleitung, Übungen, Zusätzliche Übungen und Stufe 1 Spiele).
Das Programm zeigt mir an, wie viel % ich bereits durchgearbeitet habe.

Mal schauen was passiert wenn ich auf "Start" klicke ...

 

 

Die Templer stecken also hinter der Entwicklung (bezieht sich auf den Text zum Schachspiel). Gab es da nicht den Da Vinci Code?
Wo sind die Koordinaten? Ein Lernprogramm ohne Brettkoordinaten, dass wäre fatal.
Es muss also einen Bereich mit weiteren Einstellungen geben.

 

Übrigens empfiehlt es sich nach der Einarbeitungsphase die Animation schneller einzustellen.

 

Sehr gut, es gibt Koordinaten.

Leider komme ich nicht mit dem üblichen Rechts-Klick zu diesem Einstellungs-Menü. Überhaupt gibt es keinerlei Rechts-Klick Optionen.
Es gehört heute zum Standard, mit einem Rechts-Klick, auf eine freie Fläche der Benutzeroberfläche, Einstellungen verändern zu können.
(zurück zum Hauptmenü, Hilfe, Einstellungen etc..)

Mir gefällt die Möglichkeit die Fenstergröße verstellen zu können (klein, mittel, groß).
Ein solches Programm muss auf einem heutigen 22' Standard-Bildschirm nicht die ganze Breite des Bildschirms belegen.
Die grafische Umsetzung ist hervorragend!

 

Anmerkungen von Axel Caro:

1. Die Schriftgröße ist auch fix und etwas klein, wenn man, wie ich seinen LCD-TV als Computermonitor nutzt.
2. Die Brettausrichtung (Schwarz unten, Weiß unten, Seite am Zug unten) ist nur über die Einstellungen zu ändern. Ein Button wäre hier m. E. einfacher zu bedienen. Zudem ändert sich die Darstellung nicht gleich in der aktuellen Ansicht, sondern erst mit der nächsten Aufgabe.

Das soll dem insgesamt guten Eindruck über die Software aber nicht trüben.

An dieser Stelle ein Dank an Axel Caro, der mir, neben weiteren Hinweisen auch ein paar Korrekturen sendete.

 

Plus: Es können sich mehrere Personen anmelden, bisherige Ergebnisse werden unter dem Anmeldenamen gespeichert.
Plus:
Die Präsentation des Programms und die grafischen Umsetzungen sind vorbildlich!
Plus: Die Grafik ist aufgeräumt, Fenstergröße ist einstellbar, Figurensätze sind einstellbar, Farben können verändert werden.
Plus: Die Themenbereiche werden übersichtlich aufgeführt.
Minus: Keine Information über die maximale Anzahl möglicher Teilnehmer (das wäre sicherlich eine der ersten Fragen eines Lehrers einer Schach-AG).
Minus: Kein intuitiver Rechtsklick.


Teil-Bewertung:
(4 von 5)    

Ich vermisse den Rechtsklick um Programmeinstellungen intuitiv verändern zu können. Gerade Kinder klicken intuitiv und sind sich der Bedeutung des Rechts-Klicks bewusster als Erwachsene. Zum jetzigen Zeitpunkt bin ich sehr überrascht, denn die Software scheint einfach für Jedermann zu sein. Und genau dieser Punkt ist wichtig für eine Lernsoftware, die sich auf das WESENTLICHE zu konzentrieren hat.

 

Anmerkung von Stefan Meyer-Kahlen:

Die Anzahl der Nutzer auf einem Rechner ist nicht beschränkt. Für mehrere Rechner (bei Schulen oder Vereinen) wird eine "Mehrfachlizenz" benötigt.

 

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Im Einsatz

Um nicht zu viele Grafiken in dieses Dokument einfügen zu müssen, verweise ich an dieser Stelle auf die Webseite des Anbieters.

Unter dem aufgeführten Link finden Sie weitere Bildbeispiele (Screenshots).
http://www.shredderchess.de/schach-info/screenshots/chess-tutor-stufe-1-screenshots.html

Sie können neben der Demo auch die PDF Handbücher zum Chess Tutor herunterladen
Stufe 1: http://www.shredderchess.de/schachprogramm/chess-tutor-stufe-1.html

Stufe 2: http://www.shredderchess.de/schachprogramm/chess-tutor-stufe-2.html

Die Dokumentation ist vorbildlich. Ich halte es nicht für notwendig die Dokumentation abzuschreiben bzw. an dieser Stelle im Bericht einzufügen.
Vielmehr möchte ich nun über meine eigenen Eindrücke berichten. Vorab aber noch zwei schöne Beispiele ...

 

 

Die zwei Beispiele zeigen auf, wie durchdacht sich die Übungen gestalten.
In Stufe 2 können Sie dann versuchen mit König und Turm matt zu setzen.

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Eindrücke
Der Chess Tutor macht Spaß

Seit einigen Tagen beschäftige ich mich intensiv mit diesem Programm. An mein Notebook ist kaum noch heran zu kommen, denn die Kinder haben es in Beschlag genommen. Die Themenbereiche sind absolut perfekt strukturiert. Die Entwickler haben keine Möglichkeit ausgelassen Eingabegeräte vielseitig zu nutzen. Maus-, Texteingaben bis hin zu Multiple Choice Aufgaben. Ich vermisse dahingehend absolut nichts. Interessant ist auch der Routenplaner. Beim Routenplaner zieht nur weiß ... z. B. schlage mit einer bestimmten Figur die Figuren des Gegners. Es müssen Figuren auf Felder gesetzt werden oder Felder angeklickt werden. Es gibt Buttons (Hilfe / Lösung / Hinweis / Warum).  Beim Spielen gibt es verschiedene Schwierigkeitsstufen (siehe letzte Grafik). Weitere Möglichkeiten wie "Fangen" (fang die Figur deines Gegner, Könige spielen nicht mit) oder Münzen sammeln (Schlage so viel Münzen wie möglich, Gewinner ist der, der die meisten Münzen sammelt) sind sehr witzig umgesetzt und lassen keine Langeweile aufkommen. Die große Palette abwechslungsreicher Aufgaben wird vorbildlich und lernorientiert eingesetzt.

Was mir persönlich fehlt, ist die Möglichkeit, Diagramme auszudrucken. Kinder neigen bei einem vorhandenen Drucker gerne dazu, übermäßig und viel auszudrucken. Bekanntlich ist Tinte teuer und nicht jeder verfügt über einen Laserdrucker, der beim Druck deutlich günstiger ist. Dennoch wäre es schön, wenn die Möglichkeit bestünde, die Aufgaben auch ausdrucken zu können. Gerade für Lehrer, die mal nicht in einen Computerraum gehen können, weil dieser unter Umständen besetzt ist, sollte es Alternativen geben. Zum Beispiel könnten mit diesem Programm auch Arbeitsblätter erstellt werden. Die nicht vorhandenen Druckfunktionen sehe ich allerdings nicht als Kritik, sondern als Anregung. Der Hersteller wird sich dabei sicherlich etwas gedacht haben, zumal nach meinen Recherchen auch Arbeitshefte angeboten werden. So kann z.B. ein Erwachsener, der mittels dieser Software Schach erlernen möchte und sich vielleicht deshalb mit einem Freund austauschen möchte, eine nicht verstandene Stellung leider nicht ausdrucken.

Die Übungsschwerpunkte sind zu Themenbereichen aufgegliedert. 10 Aufgaben bilden einen Themenbereich. Bevor die Aufgaben starten, verrichtet der eigentliche Chess Tutor seinen Dienst und erklärt jede Übung kurz und bündig.

Völlig überraschend für mich !!!
Die vielen und notwendigen Erklärungen sind trotz der kurzen Texte einfach zu verstehen. Genau das hätte ich niemals für möglich gehalten, denn das Schachspiel ist bekannt für seine Komplexität. Ich hätte also gar nicht so kritisch in die Aufgabe der Berichterstellung gehen müssen. Der Chess Tutor ist keinesfalls noch vergleichbar mit dem ca. 15 Jahre alten TASC Chess Tutor, den ich in Erinnerung hatte.

 

Plus: Breite Palette an motorischen Möglichkeiten zur Lösung gestellter Aufgaben (Maus-, Tastatureingaben, Beantworten von Fragen, Ziehen von Figuren etc.).
Plus:
Absolut durchdachtes Lernkonzept.
Plus: Hervorragend programmiertechnisch umgesetzt.
Plus: Einfach zu verstehende Texte.
Anregung: Es wäre vorteilhaft, Aufgaben ausdrucken zu können.


Teil-Bewertung:
(5 von 5)    

Eigentlich wollte ich eine solche Bewertung nicht abgeben, aber hier lässt mir das Programm keine andere Wahl.

 

Sorry, aber das hat mir jetzt keine Ruhe gelassen (das Thema ist "Münzen sammeln").
Wenn ich jetzt mit dem Turm auf h5 schlage habe ich 5:3 gewonnen. Habe mehrfach 4:4 gespielt. Ob ein 6:2 möglich ist?
Wichtig bei diesem Spiel ist es natürlich, die beiden eigenen Figuren nicht beim Einsammeln zu verlieren.
Ist mir vor lauter Gier nach den Münzen auch schon passiert ...

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Praktischer Lernwert

Ich erinnere mich gerade, als ich im Alter von 10 Jahren den Neusser Schachverein aufsuchte. Zunächst schaute ich mich um und fand zahlreiches Lernmaterial mit vielen Diagrammen. Dies alles schaute ich mir an und legte es dann, ganz schnell, feinsäuberlich und unauffällig wieder zur Seite. Dabei wurde ich beobachtet und sofort von einem Vereinsmitglied zum Schachbrett gezogen. Zu viele Diagramme sind ermüdend und anstrengend, ich fühlte mich selbst total überfordert. Ich geriet direkt an den Vereinsmeister, der König, Dame gegen König aufbaute und mich fragte, ob ich die Stellung verstehe bzw. schon weiß was zu tun ist. So frech wie ich war, habe ich einfach den König umfallen lassen ... Kinder.

Bei einer Schachsoftware schaut es anders aus als bei Schach-Übungsheften. Die vielen Diagramme ermuntern eher und bei den, im Chess Tutor einfach umgesetzten Übungen, freut sich der Lernende im Grunde schon auf die kommende Mission. Rufen wir uns nun wieder Kurt Lellinger ins Gedächtnis ...

 

Kurt Lellinger: 1. Eine Software, die Kinder zum Spielen anregt, und sie zu „Entdeckern“ macht, kommt dem „learning by doing“ sehr nahe.

Der Chess Tutor regt zum Entdecken an und erfüllt diesen wichtigen Punkt.

Kurt Lellinger: 2. Keine Überfrachtung von Diagrammen im Anfängerbereich.

In Kombination mit den vielen interaktiven Möglichkeiten der Software sind in diesem Fall viele Diagramme angebracht.
Anmerken möchte ich, dass Kurt Lellinger die hier besprochene Software nicht kennt!

Kurt Lellinger:  3. Leistung ist immer ein Akt der Einsicht und der Überzeugung, frei und freudig erbracht.

Mit dem Chess Tutor wird der Lernende eine Leistung erbringen, auf die er im Anschluss auch stolz sein kann.
Je tiefer der Lernende in die Lektionen einsteigt, desto größer wird die Freude am spielerischen Erlernen des Schachspiels.

Kurt Lellinger:  4. Lerninhalte müssen über visuelle, akustische, motorische und emotionale Elemente vermittelt werden.

Bis auf die akustischen Elemente wäre auch diese Voraussetzung erfüllt.

Kurt Lellinger:  5. Im Anfängerstadium steigert sich die Lernfreude von 10 Minuten auf bis ca. 20 Minuten.

Genau das sollten Sie bei Kindern und bei JEDER eingesetzten Lernsoftware unbedingt beachten.

 

Der Chess Tutor steht derzeit in Stufe 1 und Stufe 2 zur Verfügung. Die Software ist also noch recht neu und verwendet keine bisher bekannten Lernaufgaben. Die Entwickler werden in Kürze weitere Stufen anbieten und arbeiten mit Hochdruck an Ihrem Produkt. Werfen wir abschließend noch einen Blick auf die Themenbereiche der Stufe 2.

 

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Bewertung


Gesamt-Bewertung:
(4 von 5)    

4 von 5, Support, Installation, Umfang
4 von 5, Präsentation, Übersichtlichkeit, Grafik
5 von 5, Inhalte, Umsetzung

Für eine Lernsoftware eine, wie ich finde, beeindruckende Bewertung.
Mit Soundunterstützung, Rechts-Klick und Druckfunktionen hätte die Software die Maximal-Bewertung erreicht.

 

Kinder:
Sie können sehr leicht mit dem Chess Tutor Stufe 1 feststellen, ob sich Ihr Kind für Schach begeistern kann. Dennoch weise ich eindringlich darauf  hin, sich die Worte von Kurt Lellinger ins Gedächtnis zu rufen. Insbesondere zu den Themen: Schach AGs in Schulen, Schulschachreferenten und natürlich zum Thema Schachverein. Es ist unbedingt erforderlich, bei einer festgestellten oder vermuteten Begabung, einen Schachverein aufzusuchen. Es wäre nicht richtig, wenn Sie Ihr Kind mit Schachbüchern, Lernsoftware oder Schachprogrammen direkt überstrapazieren. Achten Sie bei Verwendung einer Software darauf, dass Ihr Kind diese Software altersentsprechend in dem dafür vorgesehenen zeitlichen Rahmen einsetzt.

Ein guter Einstiegspunkt zum Thema Schulschach:
http://www.deutsche-schachjugend.de/schulschach_stiftung.html

 

Erwachsene:
Die hier besprochene Software eignet sich natürlich auch für Erwachsene. Selbst als Nachschlagewert für Vereinsschachspieler ist die Software sehr gut geeignet. Nicht zuletzt, weil die Möglichkeit besteht auch Partien gegen den Chess Tutor zu spielen, z. B. Vorgabepartien (der ChessTutor spielt z. B. ohne Springer, dabei können Sie dann den Schwierigkeitsgrad selbst bestimmen). Wenn Sie es schaffen den Chess Tutor zu bezwingen, sollten Sie sich eh schnellstmöglich mit einem Schachverein in Verbindung setzen und Ihr Können demonstrieren.

 

Bei diesem Bericht sind die Erwachsenen ein wenig zu kurz gekommen. Da wir nur zu gerne unsere Kinder in den Vordergrund stellen, bitte ich um Verständnis. Mir erschien es wichtiger besonders auf unseren Nachwuchs einzugehen.

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® Copyright: Frank Quisinsky / SCHACHWELT
zuletzt aktualisiert am 10.01.2010, 17:00